SPD-Stadtratsfraktion 24. Juni 2003 Marienplatz 8 Ruf 233-92627 80331 München Künftiges Betriebssystem; Ihre eMail-Zuleitung Sehr geehrte Damen und Herren, zunächst herzlichen Dank für Ihr eMail-Zuleitung in Sachen Linux - Microsoft. Wie Sie der Presse zwischenzeitlich sicher entnommen haben, hat sich der Münchner Stadtrat am 28. Mai 2003 gegen die Stimmen der CSU mehrheitlich für Linux/Open-Source ausgesprochen. Vorausschicken möchte ich, dass der SPD-Stadtratsfraktion die weit über München hinaus grundlegende wirtschaftliche Bedeutung der Entscheidung überaus bewusst war. Das Echo, die zahllosen Anrufe und Schreiben vor und nach der Entscheidung am 28. Mai 2003, waren beachtlich. Auch teile ich die in zahlreichen Zuschriften ver-tretene Einschätzung bzgl. der marktbeherrschenden Rolle der Fa. Microsoft sowie bzgl. der Verteidigungsstrategie zur Sicherung ihrer Monopolstellung. Wenngleich ich nicht leugnen möchte, dass dies im Hinterkopf mit eine Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt hat, musste der Münchner Stadtrat in Verantwortung gegenüber den Münchner Bürgerinnen und Bürgern seine Entscheidung jedoch letzt-lich auf der Basis einer gesicherten Grundlage treffen. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2002 eine externe, unabhängige Beraterfirma mit der Durchführung einer Studie zu Alternativen für das künftige stadtweite Client-Betriebssystem, deren Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Auswirkungen beauftragt. Aufgrund zeitlich unterschiedlich eingegangener "Angebote" der betroffenen Firmen, die jedoch keine Angebote im Sinne eines Vergabeverfahrens darstellen, kam es im Vorfeld der abschließenden Entscheidungsfindung zu verschiedenen Zwischenbewertungen des Gutachters. Wenngleich bekanntlich erst am Schluss abgerechnet wird, führte dies in der Öffent-lichkeit teilweise zu Verwirrungen und stieß mitunter auch auf Unverständnis. Wie die abschließende Gesamtbewertung durch den Gutachter dann gezeigt hat, lagen für die Münchner Stadtverwaltung die beiden Lösungsvarianten (XP/XP bzw. LX/OSS/ VM) in der Relation zwischen den Ergebnissen der Wirtschaftlichkeits-betrachtung und den qualitativ-strategischen Ergebnissen praktisch gleich auf. Es bestand somit für den Münchner Stadtrat eine echte Alternative bzw. Wahlmöglich-keit. Ausschlaggebend für die Lösungsvariante Linux/Open-Source waren aus Sicht der SPD-Stadtratsfraktion insbesondere die Flexibilität in Bezug auf die IT- Landschaft in München, eine größere Herstellerunabhängigkeit, geringere haushaltswirksame Kosten und besser steuerbare Mittelabflüsse, die Förderung hochwertiger Arbeits-plätze in der Region München im IT-Bereich, die Profilierung des Technologie- und Wirtschaftsstandortes München durch eine Zusammenarbeit mit der TU München sowie die herstellerunabhängige Umsetzung der städtischen Sicherheits-Policy. Die Umsetzung der nunmehr gefassten Stadtratsentscheidung für das künftige Client-Betriebssystem und Office-Produkt wird in den kommenden Monaten in einem Feinkonzept evaluiert. Dieses für beide Alternativen durchzuführen, wäre weder zeitlich noch personell oder finanziell bewältigbar, weshalb die am 28. Mai 2003 getroffene Richtungsentscheidung am Anfang stand. Die SPD-Stadtratsfraktion ist der festen Überzeugung, mit der Entscheidung "pro Linux/Open-Source" für München den auch wirtschaftlich richtigen Weg einge-schlagen zu haben. Die überwältigende Mehrheit der eingegangenen Zuschriften unterstreicht diese Entscheidung. Herzlichen Dank dafür, dass Sie die Münchner Entscheidung kritisch verfolgt haben. Mit freundlichen Grüßen gez. Christine Strobl Stv. Fraktionsvorsitzende und Sprecherin im Verwaltungs- und Personalausschuss